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Catull, carmen 85 (in 21 Versionen)

Odi et amo. Quare id faciam, fortasse requiris.
Nescio, sed fieri sentio et excrucior.

  1. Hassen und lieben zugleich muss ich. — Wie das? — Wenn ich’s wüsste!
    Aber ich fühl’s, und das Herz möchte zerreissen in mir.
    — E. Mörike (1840)
  2. Hass und Liebe zugleich heg’ ich. Du fragst nach dem Grunde?
    Weiss nicht; dass es so ist aber, empfind’ ich mit Schmerz.
    — W. S. Teuffel (1855)
  3. Liebe verfolgt mich und Hass. «Und warum?» fragt einer. Ich weiss nicht,
    aber ich fühl’ es einmal, fühl’ es und leide darum.
    — T. Heyse (1855, l889)
  4. Hass und Liebe zugleich durchglüht mich. Weswegen? Ich weiss nicht,
    aber ich fühl’s nun einmal, fühl es mit höllischer Pein.
    — F. Pressel (l860)
  5. Liebe verzehrt mich und Hass! Wieso das? möchtest du fragen.
    Weiss nicht! Aber ich fühl’s, dass es so ist, und vergeh!
    — T. Vulpius (1889)
  6. Liebe durchglüht mich und Hass. «Warum denn?» magst du mich fragen.
    Sagen, ach, kann ich es nicht — fühlen nur kann man die Qual.
    — M. Schuster (1906)
  7. Hass durchglüht mich und Liebe. «Warum?» So fragst du. Ich weiss nicht.
    Aber ich fühl’s und das Herz bricht mir vor Marter entzwei.
    — M. Schuster (1950)
  8. Hass und Liebe mein Leben! Warum? Ich kann es nicht sagen;
    Blindlings folg ich dem Trieb, ernt’ ich auch Marter und Tod!
    — W. Amelung (1911)
  9. Ach, ich hasse und liebe. Du fragst, warum ich das tue.
    Weiss nicht. Ich fühle nur: es geschieht und tut weh.
    — M. Brod (1914)
  10. Liebe heg ich und Hass. Fragst du, warum ich es tue?
    Weiss nicht. Doch es geschieht, fühl ich und kreuzige mich.
    — P. Mahn (1918)
  11. Von Hass und Liebe schwillt mein Herz. Fragst du: Warum?
    Weiss nicht, fühl nur: So ist’s — und Schmerz zerreisst mich drum.
    — P. Mahn (1925)
  12. Hassen und Lieben zugleich. Du fragst wohl, warum ich’s so treibe.
    Weiss nicht. Dass es mich treibt, fühl’ ich und martre mich ab.
    — E. Norden (1923)
  13. Liebe trag ich mit Hass. Warum? So fragst du. Ich weiss nicht.
    Aber ich fühle: so ist’s; und ich verblute in Qual.
    — E. Saenger (1926)
  14. Zwischen Lieben und Hassen taum’l ich und weiss nicht: weshalb?
    Aber ich fühle die Pein, die mich zerfoltert gemach.
    — H. Sternbach (1927)
  15. Hassen und lieben. Warum, so fragst du vielleicht? Ich weiss nicht.
    Aber es ist so: ich fühl’s, und es zerreisst mir das Herz.
    — C. Fischer (1948)
  16. Hassen und lieben, warum ich es tue, das magst du wohl fragen.
    Weiss ich’s doch nicht, nur wie’s tut, fühl ich und hänge am Kreuz.
    — W. Herlitschka (1948)
  17. Hass erfüllt mich und Liebe. Weshalb das? so fragst du vielleicht mich.
    Weiss nicht. Doch dass es so ist, fühl ich und quäle mich ab.
    — W. Eisenhut (1956)
  18. Hasse und liebe. Warum ich das tu’, ist vielleicht deine Frage.
    Weiss nicht. Doch dass es geschieht, spür’ ich — und härme mich ab.
    — K. Büchner (1957)
  19. 0, ich hasse und liebe! Weshalb ich es tue, du fragst’s wohl.
    Weiss nicht! Doch dass es geschieht, fühl ich — unendlich gequält.
    — 0. Weinreich (1960)
  20. Hassen tu’ ich und lieben. Warum ich’s tue, so fragst du.
    Weiss nicht. Doch dass ich es tu’, fühl’ ich und martre mich ab.
    — R. Helm (1963)
  21. Hass und Liebe sind eins bei mir. Weshalb, vielleicht fragst du.
    Weiss es nicht, spür’ ich es gleich; martervoll werd’ ich gequält.
    — A. Klein (1963)

(Quelle: http://www.sempronia.net/odi.htm) — PDF