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Catulli carmen III mit Vanilla Ice

Hendekasyllabus

○ ○ | — ◡ ◡ — | ◡ — | ◡ — | ×

Catulli carmen III

Lugete, o Veneres Cupidinesque,
et quantum est hominum venustiorum:
passer mortuus est meae puellae,
passer, deliciae meae puellae,
quem plus illa oculis suis amabat.
nam mellitus erat suamque norat
ipsam tam bene quam puella matrem,
nec sese a gremio illius movebat,
sed circumsiliens modo huc modo illuc
ad solam dominam usque pipiabat.
qui nunc it per iter tenebricosum
illuc, unde negant redire quemquam.
at vobis male sit, malae tenebrae
Orci, quae omnia bella devoratis:
tam bellum mihi passerem abstulistis
o factum male! o miselle passer!
tua nunc opera meae puellae
flendo turgiduli rubent ocelli.

Hendekasyllabus und «Ice Ice Baby»

○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×

Die ersten sechs Silben des Hendekasyllabus entsprechen genau dem Rhythmus des Songs.1 Das ↯-Zeichen markiert eine Pause, wonach der zweite Teil des Hendekasyllabus folgt. Vorzugsweise im «Flow» der unten eingefügten Instrumentalversion zu skandieren/rappen.2

Lugete, o Veneres ↯ Cupidinesque,
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
et quantum est hominum ↯ venustiorum:
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
passer mortuus est ↯ meae puellae,
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
passer, deliciae ↯ meae puellae,
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
quem plus illa oculis ↯ suis amabat.
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
nam mellitus erat ↯ suamque norat
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
ipsam tam bene quam ↯ puella matrem,
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
nec sese a gremio ill-↯-ius movebat,
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
sed circumsiliens ↯ modo huc modo illuc
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
ad solam dominam us-↯-que pipiabat.
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
qui nunc it per iter ↯ tenebricosum
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
illuc, unde negant ↯ redire quemquam.
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
at vobis male sit, ↯ malae tenebrae
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
Orci, quae omnia bel-↯-la devoratis:
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
tam bellum mihi pass-↯-erem abstulistis
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
o factum male! o ↯ miselle passer!
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
tua nunc opera ↯ meae puellae
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×
flendo turgiduli ↯ rubent ocelli.
○ ○ | — ◡ ◡ — ↯ ◡ — | ◡ — | ×

Weitere musikalische Umsetzungen

  1. Der Titel basiert übrigens auf einem Sample aus dem Song Under Pressure, aufgenommen von Queen und David Bowie.
  2. Idee nach: Stefan Gerlinger (Youtube 2016)

Tantalos seine Nachfahren

Michael Köhlmeier erzählt … «Tantalos»

Michael Köhlmeier erzählt … «Pelops»

Michael Köhlmeier erzählt … «Chrysippos»

Michael Köhlmeier erzählt … «Atreus und Thyest»

3D-Darstellung, basierend auf einer Reihe von Lorbeerblättern aus Bernstein aus römischer Zeit (1.–3. Jh. n. Chr.), die in Aquileia gefunden wurden. Die Originalblätter sind derzeit im Museo Archeologico Nazionale di Aquileia ausgestellt. Ein Bild der Originale ist hier zu finden: twitter.com/PatrimonioFVG

Gefunden via:
Latinitas Animi Causa: Latin for Fun!

Libretto (lat./dt.) als PDF

Begleittext zum Youtubevideo:
Deutsche Radio Philharmonie
Dirigent: Christoph Poppen
Ruth Ziesak, Sopran
Anja Schlosser, Mezzosopran (Alt)
Claudia Mahnke, Mezzosopran
James Taylor, Tenor
Nikolay Borchev, Bariton
Konzertchor Darmstadt (Einstudierung: Wolfgang Seeliger)
Congresshalle Saarbrücken ∙ Freitag, 12. Dezember 2008

1858, zu seinem zweiten Weihnachtsfest im Amt als Organist der Église de la Madeleine in Paris, stellte Camille Saint-Saëns sein „Oratorio de Noël“ vor, ein lateinisches Weihnachtsoratorium nach Worten der Heiligen Schrift in der Fassung der Vulgata. Liturgisch gesehen, beschränkt sich das Werk streng auf die Verse 8 bis 14 aus dem zweiten Kapitel des Lukasevangeliums, also die Verkündigung an die Hirten. Daran schließen sich umfangreiche Betrachtungen auf biblische Texte aus dem Alten und Neuen Testament an, die Saint-Saëns raffiniert gestaffelt hat: Von solistischen Arien weitet sich die Perspektive kontinuierlich über Duett, Terzett und Quartett bis hin zum Quintett mit Chor und dem folgenden Schlusschor. Mit zehn Nummern und 40 Minuten Spieldauer ist es für die Epoche ein eher knappes Werk, zudem im Stil schlicht gehalten. Dennoch blieb der junge Komponist dem rührenden Sujet an Stimmungsmalerei nichts schuldig.

Unverkennbar handelt es sich um Musik eines Organisten, beschränkte sich Saint-Saëns im Orchester doch auf Streicher, solistische Orgel und die von ihm so geliebte Harfe. Das Orchestervorspiel wird von der Orgel einer Hirtenweise eröffnet. Saint-Saëns dachte sich dieses Präludium „dans le style de Séb. Bach“, im Stile von Bach. Im weich schwingenden Siciliano-Rhythmus spielte er auf die Sinfonia zum zweiten Teil des „Weihnachtsoratoriums“ an und suggerierte damit – wie Bach –das Bild der musizierenden Hirten auf dem Feld bei Bethlehem, bevor der Engel erscheint. Freilich mischten sich dem Franzosen auch andere Farben ins Bild: Anklänge an französische Drehleiermusik und Reminiszenzen an die „Noëls“, jene pastoralen Weihnachtsstücke, die französische Organisten in der Christmette zu improvisieren pflegen.

Es folgen die Verse 2, 8-14 aus dem Lukasevangelium, vorgetragen von den vier Solisten im Wechsel. Das Rezitativ wirkt bei Saint-Saëns archaischer als bei Bach, angelehnt an den Rezitationston der katholischen Liturgie und von der Orgel in lange ausgehaltenen Akkorden begleitet. Lediglich bei den Verkündigungsworten geht der Sopran in ein hochromantisches Arioso über, das seine höchste Emphase bei den Worten „Christus Dominus“ erreicht. Erst beim „Gloria in excelsis Deo“ setzen auch die Streicher ein. Dabei ließ Saint-Saëns seine Engel über Bethlehem nicht in barockem Überschwang jubilieren, wie es Bach und Händel taten, sondern im strengen Kirchenstil Palestrinas.

Den Reigen der Arien eröffnet der Sopran in sanft schimmerndem E-dur und im Ton demütiger Heilserwartung („expectans expectavi Dominum“). Inbrünstiger und schon weit über Weihnachten hinaus weisend besingt der Tenor das Warten der Gläubigen auf den Erlöser („Domine, ego credidi“). Der Chor stimmt demütig in seinen Gesang ein. Erst die Harfentöne des folgenden Duetts verwandeln das Kommen des Messias in eine pastorale Genremusik: „Benedictus qui venit in nomine Domini“. Über quasi hingetupften Akkorden der Harfe und der Orgel stimmen Sopran und Bass eine Art weihnachtlicher Barcarole an. Bei der Stelle „Deus meus“ gehen sie in innigen Choralgesang über. Der Kontrast zum folgenden Chorsatz könnte kaum größer sein: Das „Warum toben die Heiden?“ vertonte Saint-Saëns ganz im Stile Händels: als wuchtigen Aufruhr der Chorstimmen über einem kräftigen Unisono-Thema der Streicher. Umso rührender der fast süßliche Schluss dieses Satzes.

Hochromantisches Arpeggio der Harfe begleitet das Terzett „Tecum principium“, während das „Alleluja“-Quartett wie ein Weihnachtschoral im Dreiertakt daher kommt. Seinen Höhepunkt erreicht das Oratorium in dem Quintett mit Chor „Consurge, Filia Sion“. Hier hat Saint-Saëns die Musik des Prélude wieder aufgegriffen. In die pseudo-Bachischen Harmonien der Hirtenmusik tönen nun die Solisten hinein. Ihr Wechselgesang zwischen Frauen- und Männerstimmen gleicht einem Weihnachtshymnus, in den der Chor immer wieder mit seinem „Alleluja“ einstimmt. Der Choralsatz eines schlichten Weihnachtsliedes beschließt das Werk.